
Am 22. Juli 2011 tötete ein christlich-fundamentalistischer Rechtsextremist und Frauenhasser 8 Menschen durch eine Autobombe mitten in Oslo und erschoss 69 Menschen einer Jugendorganisation auf der Insel Utøya. 32 Getötete waren unter 18 Jahre.
Menschen, die an eine offene, gerechte Welt geglaubt haben.
Bis heute wird der Täter, der als zurechnungsfähig eingestuft wurde, oft als „Einzeltäter“ bezeichnet.
Das ist eine Verklärung, die vertuscht, was wirklich dahinterstand.
Er war Teil eines internationalen rechten Netzwerks. Bis zu 40-mal reiste er nach Ungarn, traf sich dort mit Neonazis, radikalisierte sich, baute Kontakte auf, verschaffte sich Zugang zu Waffen.
Ohne diese Verbindungen wäre er nicht zu dem geworden, der er war.
5 Jahre später, auf den Tag genau, wurden in München 9 Menschen durch einen Rechtsextremen getötet. Auch er war in einem Netzwerk von zumeist jungen Männern der rechtsextremen Chatgruppe
„Anti-Refugee-Club“.
Und diese Netzwerke sind heute größer, skrupelloser und internationaler als damals.
Sie marschieren jedes Jahr in Budapest beim „Tag der Ehre“, in Spremberg laufen Kinder mit Hitlergruß durch die Straßen, in Telegram-Chats hetzen sie, vernetzen sich, tauschen Anleitungen aus. In
Deutschland gab es allein im letzten Jahr über 25.000 rechte Straftaten, fast viermal so viele wie aus dem linken Spektrum.
Rechte Gewalt ist keine Randnotiz, sie ist eine zentrale Bedrohung.
Und trotzdem wird zu oft weggeschaut.
Die #noAfD bekommt Sendezeit, als wäre sie eine normale Partei.
Medien geben rechten Stimmen Raum, um der „Balance“ willen.
Polizei und Behörden lassen viel zu oft zu, dass sich rechte Netzwerke ungestört ausbreiten.
Es geht hier nicht nur um rechten Terror. Es geht um uns alle.
Um die Frage, was für eine Gesellschaft wir sein wollen.
Ob wir nur zuschauen, solange es andere trifft, oder ob wir bereit sind, uns zu wehren. Es geht um Rassismus, Antisemitismus, Queerfeindlichkeit, Ableismus, Frauenhass, Hass auf arme Menschen,
Hass auf Geflüchtete.
Es geht darum, ob wir im Alltag widersprechen – in der Bahn, im Büro, auf der Straße, am Küchentisch.
Nie wieder ist kein Spruch und keine Gedenkminute.
Nie wieder ist eine Haltung. Und die beginnt bei jedem und jeder von uns. Jetzt.