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Aktionstage "Gemeinsame Sache" - Moabit hilft noch immer

Gerade ist der Verein „Moabit hilft“ wieder zurückgezogen auf das Gelände des Landesamts für Gesundheit und Soziales (Lageso) an der Moabiter Turmstraße. Grüner Rasen, lichte Birken, ein paar Bänke: Im Sommer 2018 ist hier von chaotischen Zuständen nichts mehr zu spüren. Nur eine kurze Schlange Geflüchteter wartet vor dem grau verputzten Haus R, an dessen Wand das Logo von Moabit hilft prangt.

 

Obwohl der Verein nach einem zweijährigen Abstecher an die Lehrter Straße erst seit wenigen Tagen wieder hier vor Ort ist, ist die Unterstützungsmaschinerie schon voll angelaufen. Ein paar Familien durchkämmen die Kleiderkammer, während im Gemeinschaftsraum ein Helfer die Fragen eines geflüchteten Mannes übersetzt, der wissen möchte, ob seine Tochter zu ihm nach Deutschland kommen kann. Nur die Räume versprühen noch behördenmäßigen Charme: In einer Ecke steht eine mächtige alte Paketwaage, farblich dominiert das Grau. Bis zum Einzug von Moabit hilft hatte das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) hier Akten gelagert. Jetzt stapeln sich Sprachlehrwerke und Bildwörterbücher Arabisch-Deutsch in den Regalen, vor der ehemaligen Pförtnerloge stehen Wasser und Tee bereit.

 

Hilfsorganisation für Flüchtlinge aus ganz Berlin

 

Mit einem Angebot, das von Deutschkursen über Rechtsberatungen bis zur Unterstützung bei Wohnungssuche und Arztbesuchen reicht, ist der als Kiezprojekt gestartete Verein zu einer Art Hilfsorganisation angewachsen, die Flüchtlinge aus ganz Berlin aufsuchen. Im Haus R sind die Unterstützer montags bis freitags mit 20 Personen in zwei Schichten präsent, insgesamt gehören neben den drei Hauptamtlichen und sechs Bundesfreiwilligen rund einhundert Helfer zum harten Kern, schätzt Diana Henniges, (41), Gründerin, Vorstand und Gesicht des gemeinnützigen Vereins. Viele der Ehrenamtlichen seien selbst Geflüchtete.

 

Henniges, lange braune Haare und luftiger türkiser Sommerrock, sagt: „Ein großer Teil unserer Arbeit besteht darin, den Menschen zuzuhören, herauszufinden, was ihnen Sorgen bereitet, und ihnen Wege aufzuzeigen, wie sie ihr Problem in den Griff kriegen können.“ Wo kann man sich darum kümmern, dass Familienangehörige nachkommen, wie beantragt man Kleidergeld, was erwartet einen in den Anhörungen im Asylverfahren? So abgedroschen es klingt: Sie wollen Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Übrigens für alle, die sich im Dschungel der deutschen Sozialsysteme nicht zurechtfinden: „Das verstehen selbst viele Muttersprachler nicht“, meint Henniges. Auch andere Bedürftige, zum Beispiel Obdachlose, kommen.


Auch heute wird das Engagement von Moabit hilft noch gebraucht.

Neben der praktischen Hilfe ist der Verein auf der politischen Ebene aktiv. Von Anfang an hat Moabit hilft humanitäre Mindeststandards bei der Versorgung der Geflüchteten eingefordert und Behördenversagen angeprangert. Inzwischen nehmen sie und ihre Mitstreiterinnen an Arbeitsgruppen mit Bezirks- und Landesvertretern teil. Auch wenn sie sich nicht immer ernst genommen fühlen von der Verwaltung: Sie setzen sich weiter für ihre Anliegen ein. Dazu gehören etwa die Einführung eines TÜV-Siegels für Heime oder die Schließung der Großunterkunft am ehemaligen Flughafen Tempelhof.

Kein Kuschelkurs

 

Weil sie sich ausschließlich über Spenden finanzieren und keine Fördermittel beziehen, sind sie unabhängig und brauchen keinen Kuschelkurs zu fahren. Henniges hat klare Vorstellungen davon, wie die Dinge zu laufen haben, und kein Problem damit, den Finger in die Wunde zu legen. Gerade hat der Verein wieder Schlagzeilen gemacht, als er eine Nominierung für den Deutschen Nachbarschaftspreis abgelehnt hat, weil Innenminister Horst Seehofer Schirmherr des Preises war und die Vereinsmitglieder dessen Position in der Asylpolitik ablehnen. Inzwischen hat Seehofer die Schirmherrschaft niedergelegt.


Die Unterstützer sind mit 20 Personen in zwei Schichten präsent – so viel ist zu tun.

Sie sind unbequem, damit ecken sie an. Der Verein und Diana Henniges stehen immer wieder in der Kritik. Von rechts, aber auch vonseiten ehemaliger Weggefährten. Als ein Mitglied von Moabit hilft im Januar 2016 einen toten Flüchtling vor dem Lageso erfand und der Verein die Falschmeldung verbreitete, entbrannte ein Shitstorm in den sozialen Medien, der in Morddrohungen gipfelte. Bis heute werden die Hauptamtlichen und ihre Familien diffamiert und bedroht.

 

Ist Henniges da mal versucht, alles hinzuschmeißen? Sie verschränkt die Arme. „Dafür bin ich viel zu stur. Und viel zu wütend!“ Sie kämpft seit Jugendtagen gegen rechts, stammt aus einer Familie ungarischer Juden, ihr Vater wurde politisch verfolgt. Es sei ihr sehr bewusst, was für ein Glück es sei, in einer freien Gesellschaft zu leben. Der wolle sie etwas zurückgeben. „Das treibt mich jeden Tag an.“

 

Manchmal fühle sich das, was sie tun, wie Sisyphusarbeit an. Aber sie hält es mit Beppo Straßenkehrer aus Michael Endes „Momo“: nie die ganze Strecke in den Blick nehmen, immer nur den nächsten Schritt. Alles, was man tue, sei mehr, als nichts zu tun. Eine ältere Dame spendet dem Verein jeden Monat 4,50 Euro. Sie hat haargenau ausgerechnet, wie viel sie von ihrer Rente abknapsen kann. Und hilft mit ihrem Beitrag Menschen in Not.

 

Quelle und zum ganzen Artikel: www.tagesspiegel.de

Kontakt

Moabit hilft e.V.

Turmstr. 21

Haus R

10559 Berlin

 

Fon +49 30 35057538

info@moabit-hilft.com

[ Erreichbarkeit / Öffnungszeiten ]

 

PRESSEANFRAGEN:

Diana Henniges +49 160 964 80003

diana@moabit-hilft.com

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