
Viele von Euch haben es mitbekommen: Wir verlassen unsere Räume im Haus R. Nach über zehn Jahren, in denen dieser Ort Zentrum unserer Arbeit war, ist das ein sichtbarer Einschnitt – aber kein Rückzug.
Im Gegenteil: Wir kehren zu unseren Kernaufgaben zurück. Mit klarem Fokus, voller Kraft und größerer Unabhängigkeit.
Denn: Moabit hilft war nie nur ein Raum. Es war immer eine Haltung. Und die bleibt.
Was sich verändert – und warum das gut ist:
Die Kleiderkammer wird eingestellt, ebenso das tägliche Drop-In-Angebot.
Das ist keine Schwächung, sondern eine bewusste Entscheidung. Es gibt inzwischen viele andere niedrigschwellige Angebote in Berlin – und wir konzentrieren uns wieder ganz auf das, was wir am
besten können: sozialrechtliche Begleitung, politische Intervention, individuelle Hilfe im Notfall.
Das Wichtigste:
Wir investieren unsere Spenden ab jetzt nicht mehr in eine überteuerte Landesimmobilie – sondern direkt in die Menschen.
In Mieten, Medikamente, Rechtsberatung, Notfallhilfe, Empowerment und politische Teilhabe.
Was bleibt – und wie wir es gestalten:
1. Sozial- und Asylverfahrensberatung
Unsere Beratung läuft weiter – mehrsprachig, niedrigschwellig, kostenlos. Wir begleiten Menschen bei Anträgen, Dublin-Fällen, Widersprüchen, Härtefällen und Behördenpost – in verschiedenen
Sprachen, digital, vor Ort in Partnerbüros oder in Co-Working-Spaces.
2. Begleitung zu Ämtern – mit Sprachmittlung
Wir lassen niemanden allein in bürokratischen Situationen. Unsere Ehrenamtlichen begleiten zu Terminen beim Amt – immer mit Sprachmittler*innen an der Seite, damit Rechte und Anliegen wirklich
verstanden und durchgesetzt werden können.
3. Zusammenarbeit mit Anwält*innen & rechtliche Hilfe
Wir vermitteln juristische Unterstützung, helfen bei der Aktenaufbereitung, begleiten zum Gespräch, setzen uns ein für Familiennachzug und kämpfen für Bleiberecht. Viele dieser Fälle wären ohne
uns längst in der Schublade verschwunden.
4. Unterstützung unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter (UMF)
Unsere intensive Arbeit mit Jugendlichen, die ohne Eltern in Deutschland leben, geht weiter – mit Einzelfallhilfe, Schul- und Ausbildungsbegleitung, psychosozialer Stabilisierung und
Netzwerkarbeit.
5. Hilfe bei existenziellen Notlagen
Wenn Leistungen nicht bewilligt oder eingestellt werden, wenn Menschen aus Unterkünften fliegen oder obdachlos werden, springen wir ein:
• Wir bezahlen Mieten,
• sorgen für Lebensmittel und Medikamente,
• ermöglichen Fahrkarten und Arztbesuche,
• finanzieren Notfallhilfe für Menschen ohne Krankenversicherung.
6. Aufsuchende Hilfe in Unterkünften
Wir arbeiten direkt vor Ort – mit Sprachmittlung, konkreter Hilfe, medizinischer Vermittlung und psychosozialer Begleitung. Unsere Teams kennen die Bedingungen in den Unterkünften – und helfen
dort, wo es sonst keine Ansprechpartner gibt.
7. Psychosoziale und empowernde Angebote
Unsere Gruppenangebote laufen weiter – bei Partnern, im Freien oder digital:
• Traumasensibles Yoga,
• Männercafé,
• Tandemprogramme,
• Sprachcafés
• und kreative Selbsthilfeangebote.
Sie bleiben essenziell für Stabilisierung, Selbstermächtigung und soziale Teilhabe.
8. Politisches Engagement & Erinnerungsarbeit
Wir wirken weiter in politischen Gremien auf Bezirks- und Landesebene mit, entwickeln Konzepte, intervenieren, wenn Politik auf Kosten von Schutzsuchenden agiert.
Besonders am Herzen liegt uns die Umsetzung eines Gedenksteins für Momo im Monbijoupark, der an rassistische Gewalt erinnert – und an die Verantwortung, die wir als Gesellschaft tragen.
9. Perspektive: Ein selbstverwalteter Safe Place
Aktuell prüfen wir, ob wir einen Safe Place von Geflüchteten für Geflüchtete schaffen können – einen Raum für Empowerment, Austausch und Schutz. Dafür haben wir bereits erste Angebote aus der
Privatwirtschaft erhalten, teils zu symbolischer Miete. Ob und wie wir diesen Ort realisieren, wägen wir gerade ab. Hier bitten wir noch um etwas Zeit – wir müssen uns nach dem Auszug erst
sortieren.
Unsere Erreichbarkeit: Alles bleibt wie gehabt.
Ihr erreicht uns weiterhin jederzeit – rund um die Uhr:
• Per E-Mail,
• Mobiltelefon,
• über Signal,
• Telegram,
• WhatsApp,
• und natürlich in allen Sprachen.
Unsere Hotline ist weiterhin 24 Stunden am Tag geschaltet. Auch das ändert sich nicht.
Wie geht’s weiter?
Wir prüfen aktuell mehrere Immobilienangebote – und entscheiden als Verein, ob und wie wir künftig wieder eigene Räume anmieten. Derzeit funktioniert unsere Arbeit auch ohne feste Immobilie –
gut, organisiert und effektiv.
Die Inhalte unserer Arbeit bleiben vollständig erhalten. Nur der Umzug kostet gerade viel Kraft. Aber das schaffen wir.
Was wir jetzt brauchen:
Eure Unterstützung.
Unsere Arbeit ist zu 100 % spendenfinanziert. Ohne öffentliche Förderung. Alles, was wir tun – von der Fahrkarte zur Anhörung bis zur Medikamentenhilfe – finanzieren wir
selbst.
Wenn ihr uns helft, können wir helfen.
Spendenkonto des Vereins:
Moabit hilft. e.V.
GLS Bank
IBAN: DE16 4306 0967 1182 8874 00
PayPal: moabit.hilft@gmail.com
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Angela Gärtner (Dienstag, 27 Mai 2025 16:59)
Es ist sehr gut, dass ihr unter diesen neuen und erschwerten Bedingungen eure Arbeit fortsetzt!
Machmal hilft es ja auch, sich auf die eigentlichen (Kernaufgaben) zu reduzieren.
Für das Durchhalten inmitten einer krisengeschüttelten Gegenwart wünsche ich euch viel Kraft.